Abstrakter Expressionismus (2022/05)

Der Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhundert markiert den Beginn einer neue Strömung in der abstrakten Malerei. An der Ostküste der USA in New York etabliert sich der Abstrakte Expressionismus mit zwei Hauptströmungen: die Farbfeldmalerei und das Action Painting. Die sogenannte New Yorker Schule platzierte diese Stilrichtung gewissermaßen als Gegenpol zur Geometrischen Abstraktion, dem Realismus und Konstruktivismus. Entsprechend wurden der Emotionalität und der Spontanität des Künstlers eine größere Bedeutung beigemessen als der Perfektion, der Planung und Ausführung. "Gemalt werden konnte mit allem, was Farben trug - diese Strömung ist also nicht nur nicht auf Pinsel beschränkt, sondern verzichtet teilweise bewusst darauf"[www.argeto.de].

Alles war möglich! Farbe wurde mit Händen oder Spachteln aufgetragen, gespritzt, geschüttet, gegossen oder getropft. Insbesondere im Bereich des Action Paintings, zu dessen prominentesten Vertretern wohl Jackson Pollock zählt, wurden die surrealistische Technik des Automatismus übernommen, in denen sich das Unterbewusstsein spontan und unmittelbar entladen sollte. Bildkomposition und -aufbau entfielen. Es entstehen abstrakte, völlig losgelöste Kompositionen ohne bewusste Beeinflussung des Künstlers. Und dennoch ... "auch dieser kreative Prozess kam nicht ganz ohne Überlegung zur Kontrolle aus. Pollock betrachtete seine Tropftechnik zumindest teilweise als Mittel, um sein Unbewusstes zu mobilisieren; die Effekte wurden so für alle sichtbar auf der Oberfläche der Leinwand sichtbar. Aber wie viele andere bestand auch Pollock auf einem Element der Kontrolle in seiner Methode – wie er einmal sagte, handelte es sich bei seiner Arbeit um kein Chaos und er glaubte, dass die Tropfen ausdrucksstark in sich waren, anstatt nur als zufällige Farbansammlungen auf dem Untergrund zu landen" [www.daskreativeuniversum.de].

Die folgende kleine Galerie zeigt einige Arbeiten, die durchaus charakteristische Züge des Abstrakten Expressionismus aufweisen. Die Arbeiten sind nicht figurativ, um nicht zu sagen 'gegenstandslos'. Der Farbauftrag erscheint impulsiv aber nicht chaotisch. In strikter linearer, aber abrupter, geradliniger Bewegung. Oder in kreisförmigen Bahnen oder in wellenförmigen Farbklecksen. Also machen Sie sich selbst den Spaß und beantworten Sie - bevor Sie weiterlesen - für sich selbst die Frage:

Ist das Abstrakter Expressionismus?

0der ist das 'nur' eine weitere Form Digitaler Kunst?

Die Frage wirkt despektierlich, soll aber in keiner Weise Digitale Kunst in all ihren Erscheinungsformen herabwürdigen. Vielmehr dürfte auch so mancher Vertreter, Galerist und Sammler klassischer Malerei das "Kunst-Sein" moderner, abstrakter Stilrichtungen, wie sie sich zu Beginn des letzten Jahrhunderts entwickelten, zunächst lautstark hinterfragt haben. Aber dies führt lediglich zu dem endlosen Diskurs, wie er bereits seit Jahrhunderten geführt wird: Wer ist Künstler? Was ist überhaupt Kunst? Wer oder was entscheidet darüber? Gibt es objektive Kriterien? Sind diese allgemein anerkannt? Und wenn ja, von wem? Und von wem wurden diese Sachverständigen auserkoren? Allzu häufig und schnell gleitet die Diskussion derartiger Fragen ab in Plattitüden wie 'Die Kunst liegt im Auge des Betrachters" oder "Ist das Kunst oder kann das weg?".

Aber zurück zu unserer kleinen Galerie. Auf dieser Site dreht sich alles um Generative Art, Computer Aided Art, Digitale Fotografie und Bildbearbeitung. Folglich sind diese Arbeiten natürlich digital entstanden - auf Basis eines Verfahrens, das Image Distortion genannt wird. Ausgangspunkt hierfür ist eine digitale Fotografie. In unserem Falle die Liebesschlösser am Eisernen Steg in Frankfurt. Auf Basis eines Rauschprozesses wird nun jedes einzelne Pixel der Fotografie zufällig neu im Bild angeordnet. Hierfür muss natürlich ein Rauschprozess Anwendung finden, der zwar bisherige Strukturen aufbricht, aber nicht völlig zerstört und neue Strukturen schafft - wie zum Beispiel Perlin Noise.

Aber es existieren auch andere Ansätze und Algorithmen, die Charakterzüge des Abstrakten Expressionismus generieren, ohne sich dabei digitaler Vorlagen zu bedienen und diese einfach nur zu verfälschen, zu verzerren und zu deformieren. Ein Beispiel wurde bereits in dem Artikel Cyclic Cellular Automata vorgestellt.

Zurück